Impfkalender in Deutschland: Welche Impfungen sind Pflicht und welche freiwillig?

Impfkalender in Deutschland: Welche Impfungen sind Pflicht und welche freiwillig?

1. Einleitung: Bedeutung des Impfkalenders in Deutschland

Der Impfkalender ist in Deutschland ein zentrales Instrument, um die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen und die Ausbreitung von Infektionskrankheiten einzudämmen. Er gibt Empfehlungen darüber, wann und gegen welche Krankheiten Kinder, Jugendliche und Erwachsene geimpft werden sollten. Besonders für Familien ist der Impfkalender eine wichtige Orientierungshilfe im Alltag, da er übersichtlich zeigt, welche Impfungen zu welchem Zeitpunkt empfohlen werden.

Im deutschen Gesundheitssystem spielen Impfungen eine entscheidende Rolle. Sie schützen nicht nur das einzelne Individuum vor gefährlichen Krankheiten, sondern tragen auch dazu bei, dass sich bestimmte Infektionen in der Gesellschaft kaum oder gar nicht mehr ausbreiten können. Das sogenannte Prinzip des Gemeinschaftsschutzes (Herdenimmunität) hilft besonders denjenigen, die aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden dürfen.

Warum ist der Impfkalender wichtig?

  • Schutz vor Krankheiten: Der Impfkalender sorgt dafür, dass jeder zu den passenden Zeitpunkten einen ausreichenden Impfschutz hat.
  • Prävention: Viele gefährliche Erkrankungen wie Masern oder Keuchhusten können durch rechtzeitige Impfungen verhindert werden.
  • Klarheit: Eltern und Ärzte behalten leicht den Überblick über anstehende und empfohlene Impfungen.

Impfungen im deutschen Gesundheitssystem

In Deutschland wird zwischen Pflichtimpfungen und freiwilligen Impfungen unterschieden. Während einige wenige Impfungen gesetzlich vorgeschrieben sind, wie zum Beispiel die Masern-Impfung für Kinder in Kitas und Schulen, sind die meisten anderen Impfungen freiwillig. Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut spricht regelmäßig Empfehlungen aus, an denen sich Ärztinnen und Ärzte sowie Eltern orientieren können.

Überblick: Pflichten und Freiwilligkeit von Impfungen

Impfung Status Zielgruppe
Masern Plicht (für Kita- & Schulkinder) Kinder ab 1 Jahr
Tetanus, Diphtherie, Polio etc. Freiwillig (Empfehlung der STIKO) Kinder, Jugendliche, Erwachsene
Fazit zur Bedeutung des Impfkalenders

Ein gut strukturierter Impfkalender hilft dabei, Infektionsketten zu unterbrechen und die Gesundheit aller Menschen in Deutschland nachhaltig zu schützen. Eltern profitieren davon ebenso wie das gesamte Gesundheitswesen.

2. Pflichtimpfungen in Deutschland

In Deutschland gibt es für bestimmte Krankheiten gesetzlich vorgeschriebene Impfungen, insbesondere für Kinder. Diese Impfpflichten dienen dem Schutz der Allgemeinheit und sollen verhindern, dass gefährliche Infektionskrankheiten wieder verstärkt auftreten. Die wichtigste gesetzliche Regelung ist das Masernschutzgesetz.

Masernschutzgesetz: Was bedeutet das?

Seit März 2020 gilt in Deutschland das Masernschutzgesetz. Es schreibt vor, dass alle Kinder beim Eintritt in eine Kindertagesstätte, einen Kindergarten oder die Schule einen ausreichenden Masern-Impfschutz nachweisen müssen. Dies betrifft auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieser Einrichtungen.

Pflichtimpfung gegen Masern im Überblick

Krankheit Pflichtimpfung für Nachweis erforderlich bei
Masern Kinder ab dem vollendeten 1. Lebensjahr
Erwachsene, die nach 1970 geboren wurden und in Gemeinschaftseinrichtungen arbeiten
Kita, Kindergarten, Schule
Einrichtungen wie Heime oder medizinische Einrichtungen

Weitere wichtige Informationen zur Impfpflicht

  • Kein genereller Impfzwang: Bis auf die Masern-Impfung gibt es aktuell keine gesetzlich verpflichtenden Impfungen für andere Krankheiten.
  • Sanktionen: Wer keinen Nachweis erbringt, kann vom Besuch der Einrichtung ausgeschlossen werden. Eltern können außerdem Bußgelder drohen.
  • Impfkalender-Empfehlungen: Viele weitere Impfungen werden von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlen, sind aber freiwillig.
Warum gibt es eine Impfpflicht?

Ziel der Pflichtimpfung gegen Masern ist es, besonders gefährdete Gruppen – wie kleine Kinder oder Menschen mit geschwächtem Immunsystem – zu schützen und die Verbreitung einzudämmen. Ein flächendeckender Impfschutz verhindert Ausbrüche und schützt somit die gesamte Bevölkerung.

Empfohlene, aber freiwillige Impfungen

3. Empfohlene, aber freiwillige Impfungen

In Deutschland gibt es neben den verpflichtenden Impfungen auch eine Reihe von Impfungen, die zwar von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlen werden, aber nicht gesetzlich vorgeschrieben sind. Diese Impfungen richten sich nach dem individuellen Risiko, Alter oder bestimmten Lebensumständen und bieten zusätzlichen Schutz vor häufigen oder gefährlichen Krankheiten.

Was bedeutet „empfohlen, aber freiwillig“?

Empfohlene, aber freiwillige Impfungen sind solche, bei denen die STIKO einen gesundheitlichen Nutzen sieht, aber keine generelle Pflicht besteht. Jeder kann also selbst entscheiden, ob er oder sein Kind diese Impfungen erhält. Viele dieser Impfungen werden von den Krankenkassen übernommen, besonders wenn eine medizinische Indikation vorliegt.

Beispiele für empfohlene, aber freiwillige Impfungen

Impfung Zielgruppe Empfohlener Zeitpunkt
Grippe (Influenza) Alle ab 60 Jahren, Schwangere, Menschen mit chronischen Erkrankungen Jährlich im Herbst
HPV (Humane Papillomviren) Mädchen und Jungen zwischen 9 und 14 Jahren Vor dem ersten Sexualkontakt
Meningokokken B Kleinkinder, Jugendliche je nach Risiko Nach individueller Absprache mit dem Arzt
FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) Personen in Risikogebieten (z.B. Süddeutschland), die sich viel in der Natur aufhalten Vor Beginn der Zeckensaison
Gürtelrose (Herpes Zoster) Alle ab 60 Jahren, Personen mit Grunderkrankungen ab 50 Jahren Einmalig bzw. nach Empfehlung des Arztes

Sinn und Zweck dieser Impfungen

Nicht jede empfohlene Impfung ist für alle Menschen notwendig. Vielmehr hängt die Entscheidung vom eigenen Gesundheitszustand, Alter oder persönlichen Lebensstil ab. Besonders für Risikogruppen können diese Impfungen jedoch einen wichtigen Schutz bieten.

Tipp aus dem Alltag:

Sprechen Sie regelmäßig mit Ihrem Hausarzt oder Kinderarzt über Ihren Impfstatus. So können Sie individuell entscheiden, welche freiwilligen Impfungen für Sie oder Ihre Familie sinnvoll sind.

4. Ablauf und Dokumentation der Impfungen

Wie und wo werden Impfungen durchgeführt?

In Deutschland finden Impfungen in der Regel beim Hausarzt, Kinderarzt oder bei speziellen Impfstationen statt. Bei Kindern werden die meisten Impfungen im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen (U-Untersuchungen) beim Kinderarzt durchgeführt. Erwachsene können sich ebenfalls beim Hausarzt oder beim Betriebsarzt impfen lassen. Viele Apotheken bieten mittlerweile auch bestimmte Impfungen, wie zum Beispiel gegen Grippe, an.

Typische Orte für Impfungen:

Ort Wer wird geimpft? Beispiele für Impfungen
Kinderarztpraxis Kinder, Jugendliche Masern, Mumps, Röteln, Diphtherie, Tetanus
Hausarztpraxis Erwachsene, Senioren Grippe, FSME, Pneumokokken
Betriebsarzt Berufstätige Hepatitis B, Grippe (je nach Beruf)
Apotheke Alle Altersgruppen (je nach Angebot) Grippe, Corona-Impfung

Bedeutung des Impfpasses (Impfbuch)

Der Impfpass, auch „Impfbuch“ genannt, ist ein offizielles Dokument, das alle erhaltenen Impfungen dokumentiert. Er ist wichtig für den Nachweis über durchgeführte Schutzimpfungen – zum Beispiel bei Schuleintritt, Auslandsreisen oder im Berufsleben. Jeder in Deutschland sollte einen eigenen Impfpass besitzen. Bereits Babys bekommen bei der Geburt meist ihren ersten Impfpass ausgehändigt.

Wichtige Funktionen des Impfpasses:

  • Dokumentation aller erhaltenen Impfungen mit Datum und Stempel des Arztes
  • Schneller Überblick über bestehende und fehlende Impfungen
  • Nachweis gegenüber Behörden oder Arbeitgebern (z.B. Masernschutzgesetz)

Ablauf der Dokumentation einer Impfung

Nach jeder Impfung trägt die Ärztin oder der Arzt die Impfung direkt in den Impfpass ein. Dabei werden folgende Informationen festgehalten:

  • Name und Bezeichnung des Impfstoffs
  • Datum der Impfung
  • Name und Stempel der Praxis/des Arztes
  • Dosis und ggf. Chargennummer des verwendeten Impfstoffs
Tipp: Wer seinen Impfpass verloren hat, kann sich von seinem Arzt einen neuen ausstellen lassen. Die bisherigen Daten sollten möglichst aus anderen Unterlagen oder den Akten der Praxis rekonstruiert werden.

5. Impfungen für Erwachsene und besondere Risikogruppen

Auffrischungsimpfungen für Erwachsene

Auch nach der Kindheit sind regelmäßige Auffrischungsimpfungen wichtig, um einen wirksamen Schutz gegen bestimmte Krankheiten zu gewährleisten. In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) zum Beispiel, die Tetanus-, Diphtherie- und Keuchhusten-Impfung alle zehn Jahre aufzufrischen. Bei Erwachsenen ab 60 Jahren wird zusätzlich eine jährliche Grippeimpfung sowie eine einmalige Impfung gegen Pneumokokken empfohlen.

Impfung Empfohlene Auffrischung Zielgruppe
Tetanus/Diphtherie/Keuchhusten Alle 10 Jahre Alle Erwachsenen
Grippe (Influenza) Jährlich Erwachsene ab 60 Jahren, Risikogruppen
Pneumokokken Einmalig ab 60 Jahren Senioren, chronisch Kranke
FSME (Zeckenschutz) Nach regionalem Risiko, alle 3-5 Jahre Personen in Risikogebieten

Impfungen für Schwangere

Für Schwangere gibt es besondere Empfehlungen: Die Grippeimpfung wird ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel empfohlen, bei erhöhter gesundheitlicher Gefährdung bereits früher. Außerdem wird jeder Schwangeren eine Impfung gegen Keuchhusten im letzten Schwangerschaftsdrittel nahegelegt. So wird das Neugeborene in den ersten Lebensmonaten bestmöglich geschützt.

Impfempfehlungen für Senioren und chronisch Kranke

Mit zunehmendem Alter oder bei bestehenden chronischen Erkrankungen steigt das Risiko für schwere Krankheitsverläufe. Daher sind folgende Impfungen besonders wichtig:

  • Pneumokokken: Schützt vor Lungenentzündung – empfohlen ab 60 Jahren und für Menschen mit bestimmten chronischen Erkrankungen.
  • Gürtelrose (Herpes Zoster): Empfohlen ab 60 Jahren, bei bestimmten Vorerkrankungen schon ab 50 Jahren.
  • Grippe: Jährlich empfohlen.

Spezielle Impfungen für medizinisches Personal und andere Risikogruppen

Menschen, die im Gesundheitswesen arbeiten oder engen Kontakt zu Risikopatienten haben, benötigen zusätzliche Impfungen wie Hepatitis B und ggf. Masern, falls kein ausreichender Immunschutz besteht. Auch Beschäftigte in Kitas oder Schulen müssen ihren Masernschutz nachweisen. Für bestimmte Berufsgruppen gelten deshalb spezielle Vorschriften, um sich selbst und andere zu schützen.

6. Aktuelle Diskussionen und Herausforderungen

Kulturelle Besonderheiten rund ums Impfen in Deutschland

In Deutschland hat das Thema Impfen eine lange Tradition, aber auch einige kulturelle Besonderheiten. Viele Menschen schätzen den Schutz durch Impfungen, gleichzeitig gibt es auch Skepsis und unterschiedliche Einstellungen. Historisch sind die Deutschen sehr auf Sicherheit und Gesundheit bedacht, was sich in einer hohen Impfbereitschaft widerspiegelt. Gleichzeitig ist das Recht auf individuelle Entscheidung sehr wichtig – viele Eltern wollen selbst entscheiden, welche Impfungen für ihr Kind sinnvoll sind.

Gesellschaftliche Debatten: Pflichtimpfung oder Freiwilligkeit?

Immer wieder wird diskutiert, ob bestimmte Impfungen verpflichtend sein sollten. Besonders die Masern-Impfpflicht, die seit 2020 für Kinder in Kitas und Schulen gilt, war ein großes Thema. Hier stehen zwei Argumente gegenüber:

Pro Pflichtimpfung Contra Pflichtimpfung
Schutz der Allgemeinheit (Herdenschutz) Eingriff in die persönliche Freiheit
Vermeidung von Krankheitsausbrüchen Angst vor Nebenwirkungen oder Misstrauen gegenüber Impfstoffen
Klare Regeln für Einrichtungen wie Schulen und Kitas Individuelle Gesundheitsentscheidungen werden eingeschränkt

Politische Maßnahmen und aktuelle Herausforderungen

Die Politik versucht, einen Ausgleich zwischen dem Schutz der Bevölkerung und individuellen Rechten zu finden. Die Einführung der Masern-Impfpflicht war eine direkte Reaktion auf steigende Masernfälle. Es gibt aber auch freiwillige Angebote und Aufklärungskampagnen, um die Akzeptanz zu erhöhen. Eine Herausforderung bleibt die Desinformation im Internet: Falschinformationen über Impfstoffe können zur Verunsicherung führen.

Beispiele aktueller Maßnahmen:

  • Impfberatung: Kinderärzte bieten ausführliche Beratungsgespräche an.
  • Kampagnen: Bundesweite Informationskampagnen über TV, Radio und soziale Medien.
  • Datenbank für Impftermine: Digitale Lösungen helfen Eltern, den Impfkalender einzuhalten.
  • Zugang zu Impfstoffen: Kostenlose Impfungen für Kinder und Jugendliche beim Kinderarzt.
Herausforderungen im Überblick:
  • Kritik an verpflichtenden Impfungen aus Teilen der Bevölkerung
  • Sicherstellung einer hohen Durchimpfungsrate trotz Freiwilligkeit bei vielen Impfungen
  • Besserer Zugang zu Informationen, um Unsicherheiten abzubauen
  • Anpassung des Impfkalenders an neue wissenschaftliche Erkenntnisse (z.B. COVID-19)

Diese aktuellen Diskussionen zeigen: Das Thema Impfen bleibt ein wichtiger Bestandteil des öffentlichen Lebens in Deutschland – mit vielen Meinungen, kulturellen Eigenheiten und politischen Entscheidungen.